Pauline Leicher oder die Vernichtung des Lebens
Heiner Feldhoff erinnert an ein Opfer der NS-Euthanasie aus Lautzert
Pauline Leicher, 1904 in Lautzert im Westerwald geboren, ist ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen. Sie wächst mit sieben Geschwistern in einer zehnköpfigen Arbeiterfamilie auf. Sie ist verträumt, vielleicht ein wenig unbeholfen. Ob sie damals unter einer Behinderung litt, weiß man heute nicht mehr. Überhaupt ist wenig über sie bekannt. Es existiert keine einzige Fotografie von dem Mädchen, aber man erinnert sich, dass sie „bildhübsch“ und auch als erwachsene Frau von kleiner Gestalt war. Fest steht: 1940 wird Pauline Leicher in die Anstalt Andernach eingewiesen und von dort am 6. Mai 1941 im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms zur „Verhütung erbkranken Nachwuchses“ nach Hadamar verlegt. Noch am selben Tag wird sie ermordet. Heiner Feldhoff, er selbst lebt seit 1972 in Lautzert, hat wesentliche Ereignisse aus Pauline Leichers 37-jährigen Leben zusammentragen können. Der Weg dieser Recherche macht deutlich, wie sehr Verdrängung und Tabuisierung das Gedenken an die Opfer der NS-Euthanasie bis heute erschweren. Feldhoffs Spurensuche ist ein sehr persönlicher Appell gegen das Vergessen, eine einfühlsame Erinnerung an eine junge Frau, der auf grausame Weise Unrecht geschah. Die Verbrechen damals in Hadamar und anderen sogenannten Tötungsanstalten sind jahrzehntelang vergessen oder beschwiegenen worden. „Pauline Leicher oder Die Vernichtung des Lebens“ ist somit ein ganz eigener Aufruf zur Wachsamkeit heute.
Termin: Mo., 02.09.2024, im Gemeindehaus Flammersfeld, Raiffeisenstraße 48, Beginn: 18:00 Uhr
Eintritt: frei