Die Trinitatis Zeit: Eine „festlose Zeit“?

Trinitatis (lateinisch „Dreifaltigkeit“) heißt das Dreifaltigkeitsfest am ersten Sonntag nach Pfingsten. Am Trinitatis Sonntag wird das Bekenntnis zum dreieinigen Gott in den Mittelpunkt gestellt: Gott, Jesus Christus und Heiliger Geist. Es ist der Beginn der Zeit im Kirchenjahr ohne größere Feste wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten. Die evangelische Kirche hat die Zählweise „nach Trinitatis“ traditionell beibehalten.

Liegt der Ostertermin eines Jahres früh, entfallen Sonntage nach Epiphanias, nicht jedoch der erste und der letzte. Liegt der Ostertermin spät, entfallen Sonntage, die dem drittletzten Sonntag nach Trinitatis vorausgehen.
Die Rede von der „Zeit ohne Feste“ des Kirchenjahres verkennt aber, dass jeder Sonntag in der Trinitatiszeit ein Thema hat und immer wieder Bezug auf Ostern und die Auferstehung Jesu nimmt.

Als Beispiele für wichtige Themensonntage seien genannt: Der 10. Sonntag nach Trinitatis wird nicht nur in der rheinischen Landeskirche als Israelsonntag gefeiert. In besonderer Weise steht das Verhältnis von Israel als Gottes Volk und Kirche im Mittelpunkt.

Am Sonntag nach Michaelis wird traditionell das Erntedankfest gefeiert. Am Erntedanksonntag werden Feldfrüchte, Getreide um den Altar aufgestellt. Eine aus Getreide oder Weinreben geflochtene Erntekrone wird in die Kirche getragen. Mit dem Erntedankfest soll an die Arbeit in Landwirtschaft und Gärtnereien erinnert werden und vor allem daran, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, ob die Ernte des Jahres gut wird.
Zwischen der Trinitatiszeit und dem Beginn der Adventszeit liegen drei Sonntage, die der Stimmung und Gedenktage des Novembers und dem Ende des Kirchenjahres gerecht werden. Der drittletzte Sonntag des Kirchenjahres sucht die Antwort auf die Frage: Wann bricht das Reich Gottes an? Der vorletzte Sonntag wird landläufig als Volkstrauertag begangen und findet im Totengedenken, der in den Weltkriegen ums Leben gekommenen Menschen seinen Ausdruck.

Am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr findet sich der Buß- und Bettag im Kirchenjahr, der in Deutschland mit wenigen Ausnahmen schon seit langen Jahren kein gesetzlicher Feiertag mehr ist. Dennoch ist er als kirchlicher Feiertag mit abendlichen Gottesdiensten geblieben.
Am letzten Sonntag, dem Sonntag vor dem ersten Advent, am Toten- oder Ewigkeitssonntag wird in einem Gedenkgottesdienst traditionell der Verstorbene im Kirchenjahr gedacht.

Mit diesem Gedenk- und Trauertag findet das Kirchenjahr seinen Abschluss mit Ausblick auf die Ewigkeit und gleichzeitig mit einem Blick auf das neue Kirchenjahr, wenn Christinnen und Christen sich im Advent auf das Kommen des Herrn vorbereiten.

Feiern Sie die Gottesdienste in der Trinitatiszeit mit. Herzliche Einladung!

Karsten Matthis, Pfarrer

Anmeldung zum Konfirmand*innenunterricht

Liebe Eltern,

gleich nach den Sommerferien Ende August 2024 beginnt der Katechumenenunterricht (Vorkonfirmanden) in unserer Kirchengemeinde Flammersfeld. Wir bitten Sie, wenn Sie Ihr Kind konfirmieren lassen möchten, es bis Ende Juni diesen Jahres anzumelden.

Wenn Ihr Kind vor dem 31. Juli 2011 geboren ist, kann eine Anmeldung erfolgen. Wir nehmen auch Kinder auf, die bereits die 8. Klasse besuchen. Wer noch nicht getauft ist, kann problemlos am Unterricht teilnehmen. Die Taufe sollte dann möglichst noch in diesem Jahr stattfinden.

Unsere Konfirmandenarbeit ist vielseitig gestaltet: Neben Bibelarbeiten und Gottesdienstbesuchen bieten wir Besuche beispielsweise bei der Lebenshilfe und Jugendkunstschule an. Auch spielerisch vermitteln wir Glaubensthemen bei Projekttagen und Freizeiten. Die Teilnahme am wöchentlichen Unterricht an Dienstagen ist verpflichtend sowie ein Besuch des Gottesdienstes monatlich. In den Schulferien findet kein Katechumenenunterricht statt.

Ihre weiteren Fragen klären wir gerne in einem persönlichen Gespräch ab. Bitte wenden Sie sich ans Gemeindebüro der Evangelischen Kirchengemeinde Flammersfeld, Raiffeisenstr. 48, Tel. 02685-242 oder per Mail unter flammersfeld@ekir.de.

Bitte melden Sie Ihr Kind mit dem Anmeldebogen möglichst noch vor den Sommerferien 2024 per Mail an flammersfeld@ekir.de oder per Post an. Achten Sie darauf, dass alle Daten komplett und korrekt eingetragen werden, denn Name und Taufdatum nutzen wir als Grundlage für weitere Kontakte und die spätere Konfirmationsurkunde. Bitte nutzen Sie unser online-Formular zur Anmeldung. Besten Dank!

Mit guten Grüßen

Karsten Matthis, Pfarrer

Auf dem Weg von Ostern nach Pfingsten: Wie die erste christliche Gemeinde entstand

Die beiden Feste Ostern und Pfingsten liegen 50 Tage auseinander. In dieser Zeitspanne finden sich Menschen zusammen, um in Jerusalem die erste christliche Gemeinde zu gründen. Die Auferweckung Jesu von den Toten beflügelt geradezu den Kreis der Jüngerinnen und Jünger um Petrus.
Für die Anhänger Jesu ist es eine Zeit des Neuanfangs. Unmittelbar nach der Kreuzigung Jesu vermuten sie, dass die Geschichte mit ihrem Meister zu Ende sei. Es herrschen Resignation und Ratlosigkeit. Die Angst wächst Opfer einer Verfolgung zu werden, denn der Hohe Rat und die römische Obrigkeit sehen in den Anhängern Jesu „gefährliche Aufständische“. Der Kreis um Petrus fürchtet einem „gescheiterten Messias“ nachgefolgt zu sein. Man zieht sich in Privathäuser zurück, traut sich nicht mehr auf die Straßen Jerusalems. Andere sind bereits an den See Genezareth geflohen.

Das leere Grab mit einem weißen Tuch

Diese Furcht und tiefe Niedergeschlagenheit werden von Begeisterung und Euphorie am Ostersonntag abgelöst. Die Frauen erblicken als erste Zeuginnen das leere Grab und hören von der Auferstehung. Sie sind zunächst zutiefst erschrocken und trauen sich nicht, über das Wunder der Auferstehung anderen zu erzählen. Aber es ist so, wie die alten Weissagungen der Propheten erzählten. Der Apostel Paulus schreibt der Gemeinde in Korinth über die Auferstehung: „Er ist auferstanden am dritten Tag nach der Schrift.“ (1. Kor. 15, 4)
Die Evangelisten erzählen, wie Jesus seinen Jüngern erscheint. Der Fremde auf dem Weg zweier Jünger nach Emmaus erweist sich als der Auferstandene. Abends beim Brotbrechen (Luk. 24, 13-35) erkennen die beiden Jünger Jesus. Und der Auferstandene erscheint weiteren Jüngern.

Mitten unter sie tritt er und erweist sich als der leibhaftige Auferstandene (Luk. 24,36). Er zeigt ihnen seine Wundmale. Der Jünger Thomas darf sogar die Wundmale Jesu berühren, damit er die Auferstehung Jesu erfassen kann. Und Johannes berichtet in seinem Evangelium (Joh. 21, 1-14), wie Jesus seinen Freunden am See Genezareth begegnet und mit ihnen isst.

Jesus ist wirklich unter ihnen, er ist tatsächlich auferstanden

Und Jesus beauftragt nach den Berichten der Evangelisten seine Freunde, fangt an in Jerusalem, fordert alle Menschen auf zur Buße und predigt das Evangelium. Die Apostel brauchen sich nicht zu fürchten, denn sie sie werden mit der Macht ausgestattet: Böse Geister auszutreiben und Schlagen hochzuheben (Mark. 16, 17-18).

10 Tage vor Pfingsten geschieht die Himmelfahrt Jesu, von der Lukas in Bethanien nahe Jerusalems (Luk. 24,50-53) erzählt. Der Auferstandene Jesus segnet seine Jünger und wird aufgenommen in den Himmel, um sich neben Gott dem Vater zu setzen. Er wird zum Fürsprecher aller Menschen bei Gott.
Die Zeitspanne von Ostern bis Pfingsten endet mit dem Pfingstwunder (Apg. 2). Wie es Jesus verheißen hat, sendet Gott seinen heiligen Geist. Der Kreis der Jünger wird vom Heiligen Geist ergriffen. Nunmehr werden die Jünger zu mutigen Aposteln, die das Evangelium unerschrocken in die Welt hinaustragen. Der Evangelist Lukas erzählt, wie das Evangelium durch den Apostel Paulus schließlich Rom erreicht.

Wie die christlichen Gemeinden rund ums Mittelmeer entstehen und viele Mitglieder gewinnen.
Die Geschichten zwischen Ostern und Pfingsten lesen sich wie ein Roman.

Ihnen wünsche ich eine spannende Lektüre!


Karsten Matthis, Pfarrer

Gott und die Welt: Kirche trifft Politik

Dienstag 7. Mai 2024 um 19 Uhr, Evangelische Kirchengemeinde Flammersfeld, Gemeindesaal, Raiffeisenstraße 48, 57632 Flammerfeld

Fotoshooting Martin Diedenhofen in Erpel by Martin Schmitz

Bundestagsabgeordneter Martin Diedenhofen zu Gast bei Gott und die Welt

Liebe Interessierte an der Gesprächsreihe „Gott und die Welt“,

die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der Klimawandel stellen uns vor große Herausforderungen. Noch dazu beschäftigt zurecht viele Menschen der Angriff der Hamas auf Israel und der darauffolgende Krieg im Gazastreifen. Politik hat augenscheinlich viel zu erklären, denn wir leben in historisch schwierigen Zeiten.

Martin Diedenhofen, Wahlkreis Neuwied/ Altenkirchen, ist Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Er trat 2014 in die SPD ein und ist nach wie vor auch kommunalpolitisch aktiv. Außerdem ist er Mitglied im Landesvorstand der SPD Rheinland-Pfalz.

Für unsere Gesprächsreihe „Gott und die Welt“ schildert der Bundestagsabgeordnete seine parlamentarische Arbeit in Berlin für den Wahlkreis Neuwied/ Altenkirchen und in den Ausschüssen. Gemeinsam können wir aktuelle politische Fragen diskutieren, die uns als Christinnen und Christen angehen. Um eine zeitnahe Anmeldung unter karsten.matthis@ekir.de wird gebeten.

Herzliche Einladung für den 7. Mai um 19 Uhr in Flammersfeld!

Karsten Matthis, Pfarrer

„Durch den Mausefallen-Parcours“

Katechumenen- und Konfirmandenfreizeit der Kirchengemeinde Flammersfeld

Am 15./16. März fand die gemeinsame Freizeit der Katechumenen und Konfirmanden in Wölmersen beim „Neuen Leben“ statt. 12 Konfirmanden und 10 Katechumenen waren neugierig auf die Spiele und Inhalte der Freizeit zum Thema „Freundschaft“.

Ein Vorbereitungsteam mit Emily Schmuck, Isabel Edinger, Rebecca Schüler, Alisha Dietz und Marie Seegers, sowie Karsten Matthis hatten sich einiges ausgedacht. Die Freizeit startete mit einem Quiz zum Thema Freundschaft und fand ihre Fortsetzung mit einem Bogenschießen. Neben spannenden Spielen wie mit verbundenen Augen durch einen Mäusefallen-Parcours zu gehen, fragte man sich: Was ist eigentlich eine gute Freundin oder ein guter Freund. Sicherlich Jemand, mit dem man durch „dick und dünn gehen kann“. Jemand zu dem man uneingeschränkt Vertrauen hat. Eine gute Freundin ist eine, die auch in Krisenzeiten zu einem hält. Ein guter Freund ist, der ein Geheimnis für sich behalten kann.

In der Bibel finden sich viele Geschichten über Freundschaft bspw. David und Jonathan oder Jesus und Petrus. Eins ist klar, Freundschaften halten auch Belastungen aus. Jonathan hält zu David, auch dann, als sein Vater König Saul ihm nach dem Leben trachtet. Jesus verzeiht Petrus, obwohl er ihn dreimal verraten hat. Gott bietet uns Menschen seine Freundschaft an. Der Vater Jesu ist ein Freund des Lebens zu dem man unbegrenztes Vertrauen haben kann.

Gut hat den Jugendlichen die Anlage in Wölmersen mit seinen Freizeitmöglichkeiten und den Blockhäusern gefallen. Schade war es, dass Wetter nicht so richtig mitspielte. Dies tat aber der Stimmung keinen Abbruch. Insbesondere die Vertrauensspiele wurden gelobt. Danke auch an alle Eltern, die die Freizeit unterstützt haben, u.a. durch Fahrgemeinschaften nach Wölmersen.

Text: Pfarrer Karsten Matthis

Fotos: Anja Schäfer-Obladen

Erzählcafé – ab 13.03.2024

Michael.merz@ekir.de oder unter der Rufnummer: 02686/9 87 23 30

Karnevalsandacht im Februar 2024

HERR, du erforschest mich und kennest mich. 2 Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. 3 Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. 4 Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wüsstest. 5 Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. 6 Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. 7 Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? 8 Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. 9 Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, 10 so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. 11 Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein –, 12 so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht. 13 Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. 14 Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

Psalm 139, 1-14

Liebe Gemeinde,

die närrische Zeit hat schon längst wieder begonnen. Karneval und Fasching treiben auf die Höhepunkte Weiberfastnacht und Rosenmontag zu. Eigentlich bin ich als Norddeutscher ein „Karnevalsmuffel“. Aber der Faszination und der Begeisterung zu Karneval kann auch ich mich nicht entziehen.

Als was haben Sie sich vor kurzem oder vor langen Jahren verkleidet? Der Geschmack der Kostüme verändert sich über die Jahre. Aber so verschiedene Kostüme bleiben Pirat, Prinzessin, Fee oder Zauberer.

 Zur Karnevalszeit können wir uns kostümieren und sein, wer immer wir sein wollen. Der Karneval gibt uns ein Stück „Narrenfreiheit“, mit einem zwinkernden Auge unbekannte Seiten an uns freizulegen. Wir verkleiden uns eigentlich gar nicht, sondern legen unsere unbekannten Seiten offen: Ein Stück Abenteuerlust als Pirat, viel Humor als Clown oder als Zauberer, der mit einem Zauberstab eben einmal die Welt verändern kann. Mit Clownsnase, Perücke oder Zauberstab bin ich vielleicht oft, der ich gerne sein möchte.

Karneval ist ein ganz kleiner Augenblick von Gottes Blick auf jede und jeden von uns, ein ganz unverstellter Blick hinter die Fassade, auf alte heimliche Träume, versteckte Wünsche und vielleicht sogar Sehnsüchte, die wir so gern verstecken.

An Karneval dürfen wir einen Blick erhaschen, wie Gott die Menschen sieht, so wie er sie geschaffen hat. Mit all unseren Schwächen und Stärken, unterschiedlichen Mentalitäten und Veranlagungen. Gott kennt uns mit und ohne Maske! Er schaut auf unser Herz, Gefühl und Verstand. Vor ihm können uns nicht verstecken, ihm nichts vormachen.

Auch an Karneval dürfen wir Gottes Gesicht sehen, sein Antlitz, ein Gesicht voller Liebe und Erbarmen – für alle Menschen. Wenn wir Karneval feiern, dürfen wir unsere inneren und äußeren Masken ablegen und ehrlich und unbeschwert das Leben feiern mit allem, was uns Freunde macht. Gott feiert in den Tagen das Leben mit uns.

Am Aschermittwoch ist es bekanntlich wieder mit dem Karneval  vorbei. Der Aschermittwoch schafft nach den tollen Tagen schon ein wenig Tristesse bei vielen Karnevalisten. Die Verkleidung ist ablegt; wir sind nicht mehr Stadtsoldat, nicht mehr Prinzessin, Zauberer oder gute Fee. Der Aschermittwoch ist wieder die Normalität. Vor Gott brauchen wir unsere seelischen Narben sich zu verstecken, unsere Enttäuschungen und Verletzungen. Ungeschminkt sozusagen können wir Gott begegnen.

An Karneval schließt sich die Passionszeit an. Sozusagen das Gegenteil vom Karneval und Fasching: Eine ernste und nachdenkliche Zeit. Eine traditionelle einschneidende Stimmungswende für Christinnen und Christen um 180 Grad. Wie gut ist es, dass Jesus unser Retter und Freund ist: Unser Fürsprecher bei Gott. In der Passionszeit fragen wir uns, wo stehen wir und wo wir hinwollen.

Im 139. Psalm heißt es: Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Vor Gott brauchen wir nicht zu fliehen und uns zu verstecken. In der Passionszeit dürfen wir Gott begegnen, Vertrauen wagen, auch mit unseren nicht so perfekten und dunklen Seiten. Nach dem Augenzwinkern im Karneval kommen wir Gott auf einer anderen Spur näher in Ernsthaftigkeit und Stille.  Wie gut, dass uns Gott so wunderbar gemacht hat, uns fröhliche und heitere Stunden schenkt und wiederum uns ernsthaft stimmt. Ihnen allen wünsche ich eine erfüllte Zeit der Passion. So sei es! Amen!

Ihr Karsten Matthis, Pfarrer

Andacht zur Jahreslosung 2024

Jahreslosung 2024 (5a), 1. Korinther 16,14, in der Übersetzung der Lutherbibel 2017

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, schrieb der Apostel Paulus etwa 50 n. Chr. den Korinthern.  Die griechische Stadt Korinth war damals eine Weltstadt, in der viele Menschen unterschiedlicher Kulturen und Mentalitäten auf einander prallten.

So geschah es auch in der dortigen frühchristlichen Gemeinde zu Korinth, in welcher oft und viel gestritten wurde. Überliefert ist der Streit ums Abendmahl: Wer ist zugelassen, wie und in welcher Form wird es gefeiert? In Korinth ereignete sich vieles nicht in Liebe und in Respekt, sondern es ging hart zur Sache. Die kleine christliche Gemeinde war ein Spiegelbild der lebendigen Hafenstadt Korinth, in der es für die damaligen Zeit hektisch und aufgeregt zuging.

Hektisch und aufgeregt sind auch die Zeiten heute: Immer mehr an Digitalisierung prägt unser Leben. Viele Zeitgenossen meinen wohl nicht ganz zu Unrecht, dass es immer anonymer zugehe. Wir unterhalten uns mit Computern, wenn beispielsweise telefonisch eine Auskunft erbitten. Viele Kontakte mit Institutionen oder Behörden empfinden wir daher als unpersönlich und manchmal wenig respektvoll.

Nicht nur hektisch und spannungsgeladen ist unsere Welt, sie bleibt zerrissen und aggressiv, gar unerlöst und gar „von allen guten Geistern verlassen“. Uns bereiten die Konfliktherde, die anhaltenden Kriege in der Ukraine und Israel/ Gaza, große Sorgen! Wie leicht könnte der Funke schnell auf andere Länder überspringen.

Aber auch in unserer Gesellschaft werden oft Ellenbogen eingesetzt, da wird heftig um soziale Teilhabe und Recht gestritten. Vieles geschieht nicht in Liebe, sondern aus einem Interessenskonflikt heraus, eben in Formen harter Auseinandersetzungen, denken wir beispielsweise an den aktuellen Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn.

Im Großen wie im Kleinen: Einander liebevoll zu begegnen, kann nicht befohlen werden. So sind unsere Sympathien ungleich verteilt. Im engsten Familienkreis einander zu lieben und sich liebevoll zu begegnen, mag noch klappen. Schon bei tagtäglichen Begegnungen mit anderen Mitmenschen wird es schwierig. Mit einigen Nachbarn, die tagtäglich die Einfahrt zuparken und ansonsten nicht gerade höflich sind, ist es schon herausfordernd. Mit dem ewig schimpfenden und nörgelnden Kollegen bei der Arbeit ist noch schwieriger. Menschen, die eine „negative Energie“ ausstrahlen, meiden wir. Und wie kann ich Menschen lieben, die uns so fern sind.

Auch wenn ich es jeden Tag versuche, jeden Menschen als von Gott geliebt anzuschauen, begegne ich nicht jedem Menschen in der gebotenen Liebe. Vielen Mitmenschen treten wir mit großer Skepsis und Distanz gegenüber. So ein weites Herz, allen und jedem respekt- und liebevoll jederzeit zu begegnen, besitzen wir nicht.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Was bedeuten die Worte des Paulus für unser Leben? Sie bedeuten nicht, allem Streit aus dem Weg zu gehen und Auseinandersetzungen zu vermeiden. Meinungsverschiedenheiten sind normal. Es ist auch natürlich, dass Menschen unterschiedliche Interessen haben. Konflikte müssen ausgetragen werden. Aber es sollte immer respektvoll und fair zugehen.

Um unsere menschlichen Schwächen zu überwinden, brauchen wir die Verbindung zu Jesus. Menschen brauchen die Verbindung zu dieser Liebe, um eigene Schwächen zu überwinden, um auch unter Druck standhalten zu können und um liebevoll füreinander da sein zu können.

In unglaublicher Geduld und Nachsicht begegnete Jesus seinen Mitmenschen. Von seinem Weg der Liebe ließ sich der Mann aus Nazareth nicht abbringen. Er machte seinen Zuhörern immer wieder klar, dass jeder Mensch von Gottes Liebe getragen wird. Das Gebot der Nächstenliebe stellte er in die Mitte seiner Verkündigung.

Paulus hat das Evangelium Jesu im hohen Lied der Liebe (1. Kor. 13) aufgenommen. Im Brief an die Korinther hat er die Liebe eingehend beschrieben als sanftmütig und ehrlich, nicht nachtragend und ohne falsch. Ja, die Liebe Gottes ist ewig und unerschütterlich.

Ich wünsche Ihnen von Herzen für das neue Jahr 2024, dass Sie die Liebe Gottes als eine Kraftquelle für ihr Leben erfahren.

Gott stärke Sie in allem, was Sie an Schwerem zu tragen haben – auch durch liebevolle Menschen an Ihrer Seite. Helfe Gott Ihnen, was Sie tun, in Liebe zu tun!

Möge für Sie so 2024 ein Jahr der Liebe werden und für diese Welt ein Jahr auf dem Weg zum Frieden! Amen.

Karsten Matthis, Pfarrer

Gottesdienst mit Liedpredigt „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ 21. Januar (3. Sonntag nach Epiphanias)

Der Choral von Philipp Nicolai (eg 70) „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ gehört zu den bekannten Liedern in der Epiphanias Zeit. Text und Melodie gehen auf Philipp Nicolai (1556-1608) zurück, der den Choral im Zeitalter der Gegenreformation schrieb. Das Lied wurde in viele Sprachen übersetzt und findet sich auch in katholischen Gesangbüchern.

Als Morgenstern wird in der Regel der Planet Venus bezeichnet, weil er kurz vor Tagesanbruch zu sehen ist. Er steht für das kommende Licht Gottes, welches die Dunkelheit der Welt überwindet. In Offenbarung 22,16 wird Jesus Christus als Morgenstern bezeichnet.

Der Dichter Julius Sturm (1816-1896) schrieb ein Gedicht zu dem Choral, welches „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ zur weiteren Popularität verhalf. Die Predigt von Karsten Matthis bezieht sich auf das Gedicht von Julius Sturm, der Pfarrer und Dichter in Bad Köstriz (Thüringen) war.

Julius Sturm – 1886

Mutig und stark durchs neue Jahr!

 Sei mutig und stark“, der Halbvers aus dem alttestamentlichen Josua Buch (Jos. 1,9) ist ein beliebter Tauf- und Konfirmationsspruch. Zudem ist der Vers Titel eines populären Lieds im Kindergottesdienst.

Der Vers ist so beliebt, weil von diesem Segen eine positive Botschaft ausgeht. Gott spricht Josua seinen reichen Segen zu. Josua wird als Nachfolger des Moses sein Volk Israel ins gelobte Land führen. Auf diesem gefährlichen Weg durch Wüsten mit wilden Tieren und Gebieten verfeindeter Stämme braucht Josua Mut und Stärke. Er soll sich nicht fürchten vor den vielen Gefahren, die vor ihm liegen.

„Mut und Stärke“ können wir uns am Anfang eines neuen Jahres nicht allein zusprechen. Wir sollen uns nicht „grauen“ (fürchten) vor möglichen Gefahren und Schwierigkeiten im neuen Jahr.

Wir brauchen Mitmenschen, die uns liebevoll und hilfreich durch das Jahr 2024 begleiten. Nicht immer vermögen wir es, uns ständig im Alltag zu motivieren. Nicht jedem ist es gegeben, zu jeder Zeit mutig und stark zu sein. Wir halten uns oft eher zurück und beobachten vorsichtig, wie sich Dinge entwickeln.

Mut und Stärke dürfen Christenmenschen aus der Kraft Gottes schöpfen, so wie es Paulus einst ergangen ist. Der Apostel war nicht aus sich selbst heraus mutig und stark, vielmehr von kleiner Gestalt und oft kränklich. Paulus erfuhr aber, Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Kor. 12, 8).

Gottes Kraft befähigt uns, mutig und stark zu sein. Mut und Stärke machen uns frei. Wenn wir uns von anderen angenommen und geliebt fühlen, dann entwickeln wir Selbstvertrauen und Courage. Gott will uns diese Kraft schenken, weil er uns nicht verängstigen und niederdrücken will, sondern uns zu verantwortlichen und liebenden Menschen bestimmt hat.

Wir können in 2024 scheitern und Fehler begehen, werden aber von Gott geliebt und immer wieder angenommen. Gott sei Dank: Wir dürfen gelassen, mutig und stark durchs Leben gehen, weil das Evangelium eine Kraft Gottes ist, die selig macht alle, die daran glauben (Röm. 1, 16).

Ihnen wünsche ich im neuen Jahr „ein Schuss“ Optimismus, eine ungebrochene Zuversicht, viel Geduld und Gottes reichen Segen in 2024!

Ihr

Karsten Matthis, Pfarrer