„Eine Frage und eine Antwort“,
Liebe Leserinnen und Leser,
„Bist Du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ lässt der Täufer Johannes über Freunde Jesus fragen. Im Gefängnis ausharrend seine mögliche Hinrichtung vor Augen, gerät Johannes ins Grübeln. Zwar hat er viele Jünger gewonnen und zahlreiche Menschen getauft, aber nun ist er in Haft und kann nichts mehr tun. König Herodes Antipas hatte ihn inhaftiert, weil Johannes offen Kritik an seiner Herrschaft geübt hatte.
Johannes hat von den Worten Jesu und seinen Taten gehört und wartet nun voller Erwartung auf das, was Jesus weiter unternehmen wird. Er resigniert nicht, sondern er ist voller Spannung und wendet sich über seine Anhänger an Jesus, denn Johannes ist sich nicht sicher: Ist Jesus tatsächlich der erwartete Messias?
Die Zeit im Advent erinnert uns daran, dass die Frage, ob Jesus der Kommende, der Christus, der Messias ist, noch immer eine offene Frage ist. Die christlichen Gemeinden weltweit warten auf seine Wiederkunft auf Erden.
Wer sich zum Christentum bekennt, geht nicht auf Nummer sicher, sondern beginnt ein Experiment und geht ein Wagnis ein. Dieses Wagnis tragen wir mit den Menschen der frühen christlichen Gemeinden gemeinsam, die auf eine rasche Wiederkehr Jesu noch zu ihren Lebzeiten hofften. Wir leben im Jahr 2024 zwischen den Zeiten, zwischen dem Angekommen sein und der Wiederkehr Jesu.
Unser Glaubensbekenntnis, das Jesus der Christus ist, ist kein Besitz, auf dem wir in Ruhe ausruhen können, sondern stellt eine Hoffnung dar. Wie die Freunde des Johannes sind wir dazu aufgerufen, zu hören und zu beobachten. Wir sollen auf die alttestamentlichen Prophezeiungen hören, ob sie tatsächlich von Jesus geboren zu Bethlehem-Efrata erzählen. Wir sollen die Gute Nachricht von Christus hören und sehen, ob es die Welt verändert, und eine Vorahnung auf das Reich Gottes eröffnet.
Die Antwort, die Jesus dem Täufer Johannes übermitteln lässt, ist kein klares wie etwa: „Ja, ich bin der lang ersehnte Messias“ sondern wir sollen selbst hören und sehen, ob seine Botschaft die Welt verändert und eine Vorahnung auf das Reich Gottes verheißt. Jesu Antwort schließt mit einer Seligpreisung, ein: „Selig, wer sich nicht an mir ärgert.“ Jesus rechnet damit, dass es Gründe geben mag, sich an ihm zu ärgern, vielleicht weil er manche Erwartungen und Wünsche , die wir haben, nicht einfach so erfüllt; oft andere Wege geht, als wir sie uns erhofft haben.
Jesus verspricht uns, dass wir nicht enttäuscht werden, nicht blamiert dastehen, wenn wir ihm vertrauen. Glauben heißt Vertrauen wagen, dass er, unser Heiland es gut mit uns meint und die Welt kommen wird, um sie zu erlösen. Und so wir bitten beständig in der Adventszeit: „Dein Reich komme….“
Ihnen wünsche ich eine frohe und gesegnete Adventszeit!
Karsten Matthis, Pfarrer