Andacht zur Jahreslosung 2025: Prüfet alles und behaltet das Gute! (1. Thessalonicher 5, 21)
Liebe Leserinnen und Leser,
die christliche Gemeinde zu Thessalonich, heute Thessaloniki, gründete der Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise, davon erzählt die Apostelgeschichte nach Lukas im 17. Kapitel. Den Thessalonichern schrieb Paulus wohl einer seiner ersten Briefe überhaupt. Zum Schluss seines Schreibens redet Paulus der jungen Gemeinde richtig ins Gewissen.
Vieles ist noch neu, und die innere Ordnung der frühen christlichen Gemeinde scheint noch nicht gefunden. Alle Mahnungen und Denkanstöße, die Paulus an die Christinnen und Christen richtet, sind aber bestimmt von seiner Gewissheit, dass die junge Gemeinde auf einem guten und richtigen Weg ist.
Zu den paulinischen Denkanstößen aus dem Brief an die Thessalonicher im 5. Kapitel gehört auch die aktuelle Jahreslosung 2025: Prüfet alles und behaltet das Gute! Die kleine christliche Gemeinde musste sich in einer fremden Umwelt behaupten und sich einrichten. Der Glaube an die griechisch-römischen Götter war für die Mehrheit der damaligen Gesellschaft verbindlich. Oft wurde die kleine christliche Gruppe an den Rand der Gesellschaft gedrängt und erlitt um ihren Glauben willen Diskriminierungen. Die Mahnung des Apostels ergeht an die kleine christliche Gruppe, alles sorgfältig zu prüfen, ob es mit dem Glauben vereinbar ist. Darf man Kompromisse mit der gängigen Religion schließen? Ist es erlaubt, Steuern und Abgaben an eine heidnische Obrigkeit zu zahlen? Müssen Christen der Obrigkeit in Thessalonich stets gehorchen? Die Mahnung, alles zu prüfen, forderte die Thessalonicher heraus und fragt uns Christenmenschen im 21. Jahrhundert an. Was dient der heutigen Gesellschaft? Was ist im Einklang mit dem Evangelium und den Geboten Gottes?
Die Bibel ist kein Rezeptbuch, die auf alle politischen, moralischen und sozialen Fragen der Zeit die passenden Antworten gibt. Auch die Briefe des Apostels Paulus vermitteln uns viele Impulse für ein moralisch gutes Handeln. Aber was ist das richtige Handeln in der aktuellen Energie-, Verkehrs- und Energiepolitik? Wie kann sich ein sozialer Rechtsstaat künftig finanzieren? Auf all diese aktuellen Fragen können die biblisch zeitgebundenen Schriften keine Lösungsvorschläge geben. Auf neuzeitliche Fragen vermitteln die biblischen Schriften keine 1:1 umsetzbaren Handlungsanweisungen.
Christenmenschen müssen sich mit vielerlei Fragen eingehend auseinandersetzen. Wissen sich auf verschiedenen Feldern der Politik, Wirtschaft, Technologie und Kultur aneignen. Die christlichen Kirchen haben sich vor moralischen Entscheidungen sachkundig zu machen, was ist dient den Menschen und wie können wir einen Beitrag zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen leisten? Natürlich bieten uns die Propheten, Dichter von Psalmen, Evangelisten und Autoren von Briefe viele ethische Hinweise auf der Grundlage der Gottes- und Nächstenliebe. Dennoch in einzelnen ethischen Fragen muss geprüft werden, was das Gute und aktuell Gebotene ist. Ganz schön fordernd! Prüfet alles, behaltet das Gute! Ein hoher Anspruch an Christenmenschen!
Ihnen wünsche ich auch im Namen der Kirchengemeinde Flammersfeld ein gesegnetes und gutes Jahr 2025!
Karsten Matthis, Pfarrer