Passionszeit: Erschrecken über das Leiden Christi
In der Passionszeit bedenken Christinnen und Christen das Leiden Jesu. Die Ereignisse der letzten Lebenstage Jesu von Nazareth haben für gläubige Menschen eine zentrale heilsgeschichtliche Bedeutung.
Das Wort „Passion“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt so viel wie „leiden, erleben oder durchstehen“.
Wie in den weltweiten katholischen und orthodoxen Kirchen nehmen sich auch evangelische Christinnen und Christen in dieser Zeit noch bewusster als sonst im Jahr eine Auszeit für Besinnung und Gebet. Dies kann in Passionsgottesdiensten, Andachten oder bei einer privaten Meditation geschehen.
Die Evangelisten erzählen…
In Jerusalem, so lesen wir bei den vier Evangelisten, spitzten sich die Geschehnisse vor dem Passahfest zu: Jesus warnte vor dem Kommen des Endes der Welt und prophezeite die Zerstörung des Tempels. Seinen nahen Tod sagte er voraus (Joh 16,16ff). Seine Jünger verstanden ihn nicht und ahnten nicht, dass sein Weg ans Kreuz führen würde. Die Evangelisten berichten übereinstimmend, dass die Schriftgelehrten dem Mann aus Nazareth nach dem Leben trachteten. Zu groß war ihr Zorn über Jesu Worte, die sie als Kritik an ihrer religiösen Praxis begriffen.
Im Garten Gethsemane kommt uns Jesus ganz nahe, da er zerbrechlich und ängstlich erscheint. Er hofft, dass der bittere Kelch des Leidens an ihm vorübergehen möge (Lk 22,42). Hier verhält er sich ganz menschlich, seine Göttlichkeit bleibt im Verborgenen. Jahr für Jahr erschrecken wir darüber, wie Jesus verspottet, gefoltert und gekreuzigt wird.

Spirituelle Impulse
Neben dem traditionellen Fasten in der siebenwöchigen Passionszeit zwischen Aschermittwoch und Karfreitag verzichten Christinnen und Christen bewusst auf bestimmte Dinge wie Süßigkeiten, Fleisch, Alkohol oder das Autofahren. Verschiedene Aktionen in der Passionszeit stoßen nicht nur auf Interesse – wie die Initiativen „Klimafasten“ oder die Fastenaktion „7 Wochen ohne“ –, sondern motivieren viele Christinnen und Christen zum Mitmachen.
Die Geschehnisse der Passionszeit haben die Menschen immer in ihren Bann gezogen. Die Auseinandersetzung mit den letzten Lebensstunden Jesu, insbesondere mit seinem Leiden am Kreuz, erschreckt viele. Die Passion Jesu hat viel künstlerische, musikalische und literarische Kreativität hervorgebracht. Denken wir an Bachs Matthäus-Passion oder an Lukas Cranachs Holzschnitte und Gemälde. Der gefolterte Christus ist auch ein Motiv in der modernen Malerei.
Die Zeit der Passion führt Christinnen und Christen immer wieder vor das Angesicht Gottes. Sie führt zur Bibellese, zum Gebet und zur Meditation, aber auch zur Reflexion über das eigene Leben und Handeln. Eine ernste und stille Zeit, die uns bewegt, über Tod und Auferstehung Jesu Christi nachzudenken.
Ich wünsche Ihnen eine gute und erfüllte Passionszeit!
Karsten Matthis, Pfarrer